Dienstag, 29. Dezember 2009

17. November 2009











2 Fluege

7h 55min Flugzeit

17.458 Hoehenmeter

+6,2 bis -8,2 m/s

Freie Strecke - 127,08 km


Gestern wieder nix geflogen moechte ich in Anbetracht der Lage bei welch schlechten Verhaeltnissen ich vorgestern doch einige Stunden geflogen bin, wieder so einen Flug ans LandsEnd oder weiter machen. Das Wetter sieht allerdings heute etwas besser aus und fuer alle Faelle habe ich Nuesse und Wasser in der Menge bei mir, dass ich drei Tage auskommen koennte und der Schlafsack fliegt ja ohnehin aufgeblasen ueber mir und traegt mich noch dazu. Mit dieser Einstellung und ohne Sami, denn sicher bin ich mir ja nicht, ob was gehen wird, starte ich von A.H. wieder mal in Rtg. Norden. Ums Landsend komme ich mit ziemlich wenig Aufwand rum, da hilft auch das tiefe Rumfliegen von vor zwei Tagen, denke ich. Punto Colorado habe ich heute auf jeden Fall ins Auge gefasst und dort koennte ich ja weiter entscheiden. Wie ueblich gehts am Eck draussen dann in Punto Colorado besonders gut rauf und die naechste Bucht, die ich schon von etliche Fluegen vom Reinschauen kenne, aber noch nie beflogen bin, traegt sehr gut. Was dann kommt, gefaellt mir dagegen gar nicht. Es ist die einzige Bucht, naemlich die zwischen Calheta Colorado und Calheta Buena, die ich bis dato noch nie in Natur gesehen habe, sondern nur auf GoogleEarth studiert habe und sie ist verdammt viel flacher in der Hangneigung, als ich gedacht hatte - damit hatte ich nicht gerechnet. Doch als naechstes sollte die Calheta Buena folgen und die habe ich ja auch schon mal vor einigen Jahren beflogen und es sieht so aus, als ob ich es dahin schaffen wuerde, denn meine Hoehe ist gut und so fliege ich weiter. Eine kurze Frage nach dem Umdrehen beantworte ich mir mit nein. Die Calheta Buena erreiche ich besser als angenommen und in ihr kenne ich mich schon gut aus, das hilf, denn sonst waere ich aufs neue ziemlich verunsichert. Sie geht im tiefsten Lee als einzige verlaessliche Stelle, waehrend all das, was man sonst vertrauenswuerdig anfliegen wuerde und gut in der Stroemung liegen sollte eben gar nicht geht und man dort nur Hoehe verliert. Das geht leider so bis zum Ende der Bucht, obwohl ich noch immer darauf vertraue, dass es einmal wieder rauf gehen muss. Dafuer sehe ich am Gratfortsatz an der Kueste ein wildes Fischerdorf, dass ich nicht kenne, also gaebe es zumindest Menschen, die mir helfen koennten, wenn ich wirklich runter muesste. Nun kommt der Hang, an dem ich vor einigen Tagen, von Pisaqua kommend, umgedreht habe, also wieder Heimspiel - denke ich mir zumindest. Ich kenne auch genau die unbelandbaren Stellen, die nun zwischen Buena und Pisaqua folgen werden, aber in verwoehnter Erinnerung vom letzten Flug, habe ich kaum Angst davor. Die Realitaet ist aber anders - mein Soll-Hoehenband muss immer wieder nach unten revidiert werden. Und als ich vor den laengsten der unlandbaren Bereich komme, bin ich so tief, wie ich wirklich nicht sein wollte und alles festhalten an Stellen, wo es irgendwie nach Hoehe gewinnen aussieht oder anfuehlt, bringt nicht die Hoehe, die ich fuer ein gutes Gefuehl gerne haette. Zum Glueck gibts unten am Meer etliche Fischerboote und die Leute von Pisaqua waren schon immer sehr nett und hilfsbereit. Als ich dann die Flucht nach vorne antrete in einer Art, wie ich es mir vorgenommen habe, es nie zu tun, hilft dann das schroffe, felsige des Gelaendes tatsaechlich, etwas besser mit der Hoehe umgehen zu koennen. Allerdings kaempfe ich diesen Teil der Strecke sehr, sehr konzentriert und diszipliniert um jeden Hoehenmeter. Als ich endlich Junin habe, weiss ich, dass ich es geschafft habe: ab hier gibts wieder einen ebenen Weg am Meer unten und es waeren maximal etwa 10 km Fussmarsch und ich waere in Pisaqua. Aber nun brauche ich das nicht. Hier gehts zwar nicht besonders, aber auch nicht schlecht und so komme ich bald an die SW-Kante von Pisaqua, wo der Ueberflug des SeeloewenCaps ansteht. Und das wird heute zu einer absoluten Schluesselstelle. Wie vor zwei Tagen am LandsEnd in Iquique, kaempfe ich nun an der SW-Kante vor Pisaqua und bekomme auch innerhalb einer Stunde nicht die 40-50 Hoehenmeter, die ich gerne haette, um ins Lee abdrehen zu koennen. Ich denke schon darueber nach, den Flug hier enden zu lassen, denn von Iquique nach Pisaqua ist ja wohl auch noch nie einer geflogen und dass man heut nicht drueberkommen kann ist eben Pech; super, dass ich bis dahin gekommen bin. Aber ich probiers halt doch noch weiter und einmal bekomme ich so einen Heber und dreh mich um und vermag ueber der Kante noch etwas mitbremsend ein paar weitere Meter mitzunehmen, bevor ich ins PisaquaLee abtauche. Das habe ich bis dato noch nie so weit aussen gemacht, aber heute sehe ich keinerlei Chance auf weiter innen wegen der fehlenden Hoehe. Die Turbulenzen ueber Pisaqua wettere ich ab wie erwartet und im schlimmsten Fall waere ich fuer den Hang bereit, doch bei der Kehre am Grat bin ich wieder im Aufluftbereich und habe die Querung geschafft. Nun habe ich fuer mein Gefuehl schon zu viel Zeit verbraucht fuer die Strecke bis hierher und bis Camarones waeren es noch 50 km, doch ich habe ja noch Zeit, mir das zu ueberlegen, denn ich wuerde ohnehin zuerst mal bis zur N-Seite es Tiliviche fliegen. Vorm Tiliviche erreiche ich wiederum kaum mehr als Grathoehe, das schaut nicht so gut aus, aber dafuer traegts in die Querung hinein und drueben komme ich genau wie ueblich an und versuche den Cerro Toro vom SW-Grat, was aber auch nicht gelingt, also so fliege ich nochmals an das W-Ende des Vorbaus und denselbigen entlang seiner Leekante. Vor der TsunamiBay muesste ich mich entscheiden, doch ich weiss es laengst: ich fliege jetzt, soweit es geht ! Und ausserdem mit dem Wind ! Die Lees nach den Hangparallelwindzonen sind wie ueblich, aber es wartet noch die Calheta Chico auf mich, vor der ich noch jedes mal umgedreht habe. Und als ich dann zu ihr komme, ist der Einflug in die Beuge ein "place of no return", der mich in vielerlei Hinsicht ueberwaeltigt. Da ist einmal die unglaubliche landschaftliche Schoenheit, die mir sofort das Gefuehl gibt "Oida, jetzt ist mir alles wurtscht - so scheen !". Und das kann es auch sein: Ich habe Essen und Trinken fuer weitere zwei Tage und nach Camarones kann es nur mehr zwischen 10 und 20 km sein und einen guten Teil davon bin ich schon mal von Camrones her geflogen. Und die zweite Ueberwaeltigung kommt von der unausweichlichen und grossflaechigen Abluft, die sich so anfuellt, als ob jeglicher Versuch , ihr zu entrinnen ohnehin zwecklos waere. Ich gebe maessigen Beschleuniger und steuere den tiefsten Punkt der Hangmulde an und kaum komme ich ins Zentrum, gehts genauso maechtig und grossflaechig wieder rauf, wie es herunter gegangen war. Als die Hoehe wieder passt mache ich schnell noch ein paar Fotos und fluechte an die naechste Kante, die passen muss und das tut sie. Sie hat fast eine alpine Optik. Nach den roten Haengen, den schwarzen und der bitterschokoladefaerbigen Calheta Chico die naechste unglaubliche Variante der Gelaendeformen und -farben. Von hier ist es nun eher wieder einfach, zumindest denke ich mir das. Meine Hoehe ist super, die Luft wird abendlich ruhiger geworden und der Rest der Strecke ist von einem frueheren Flug schon bekannt. Ich bin ziemlich ausgelaugt und weiss, das ich nun gewonnen habe - Calheta Camarones werde ich sicher erreichen und dann bin ich von Iquique nach Camarones geflogen, oida fuchs ! Da ich ueber der Kante bin und sich die Kante zur Calheta hin etwas ins Lee verbiegt, versuche ich, solange wie moeglich ueber der Kante zu bleiben und gleite dann ueber diese ziemlich ruhig ins Lee, schon sehr zufrieden mit dem Tag. Und da passiert es: der Fluegel faellt hangseitig und sicherlich mehr als zur Haelfte herunter, geht auf die Nase, natuerlich zum Hang und ich habe das Gefuehl "scheisse und so stirbst Du" und im naechsten Moment fokussiere ich den Hang, registriere, dass da mindestens noch 30-40 m Abstand ist, haue die Bremse nieder und ueberziehe links so weit, dass er nur mehr in Rtg. Meer kann und dann beginnt die wilde Jagd nach unten. Ich sehe auf den Steg von Camarones, der wie ueblich ins Lee gebaut ist und beschliesse, irgendwo neben ihm ins Meer zu gehen, da ich von dort entweder am ehestens ans Land kommen wuerde oder irgendwie vielleicht Hilfe erwarten koennte. Es sieht absolut so aus, als ob ich nirgendwo mehr landen koennen wuerde. Aber ich habe auch meinen Kampfgeist wieder und steige leicht in den Beschleuniger, um noch so weit als moeglich zu kommen. Bald sieht es so aus, als ob ich die Zufahrtsstrasse zum Steg noch belanden koennen sollte. Und dort ist auch ein kleiner Grat im Hang und genau an dem faehrt die Luft wieder aus und ich mit ihr. Aber nun reicht es mir. Ich bin aergerlich mit mir, da ein bewusstes und kampfbereites Einfliegen ins Lee immer gut geht und so ein Tralala-Einfliegen eben so ausgeht wie dieses und wirklich nicht sein muss. Und ich will nur noch landen, bin immerhin in Camarones ! - und das, von Iquique kommend ! Ich sehe den Strand und sehe vor mir, wie ich mich ausziehe und in den Wellen des Meeres mein Nachflugbad nehme. Doch da denke ich auch wieder, wie ich wohl die 12 km zur Panamericana kommen werde und als ich nun auch wieder dieses ruhige und tragende Leepolster von Camarones spuere, beschliesse ich, doch ueber die Haeuser zu fliegen und vielleicht am Fussballplatz zu landen, da ich vor Jahren schon mal Fischer von hier nach Arica zum Markt gefahren habe und sich vielleicht wer an mich erinnern wuerde und mich zur Panamericana bringen koennte. Doch ueber der Ortschaft traegts und traegts und nur die Hunde bellen und ich sehe keinen Menschen und so fliege ich noch etwas der Strasse entlang und lande dann neben ihr. Wow, welch ein Flug !!! Eigentlich haette ich das Lee gleich wieder angehen sollen und entlang der Talwand versuchen sollen, etwas weiter landseinwaerts zu kommen, aber was solls ? Ich packe mein Zeug und siehe da, da kommt ein PickUp daher, die Leute fragen mich, woher ich komme und wie lange man von Iquique daher fliegt und ob sie mich zur Panamericana mitnehmen sollten. Es sind Leute der Drogenpolizei und sie reden mit dem naechsten Busfahrer, der nach Iquique unterwegs ist und mich auch gleich mitnimmt. In Alto Hospicio steige ich aus und gehe an der SP - der Wind blaest zart und nett ueber die Kante herauf, ich starte und lande noch vor Mitternacht wieder im Flightpark, von dem ich vor etwa einem halben Tag abgehauen bin. Etliche Flieger sind noch auf und applaudieren der Landung und der Michi ist heute angekommen und bringt mir ein Landbier, das wohl besser nicht schmecken koennte. --- Juhuu !!!


http://www.xcontest.org/world/en/flights/detail:fritzdornat/17.11.2009/14:08


((-: Zur Zeit der Eingabe der weiteste Flug mit einem Gleitschirm von Alto Hospicio in den Norden im XCcontest :-))